[Angenehme] Erinnerungen fixieren
Fotoalben können der Fixierung und der Aufarbeitung des Erlebten dienen. Sie können Familiengeschichten über Jahrzehnte hinweg dokumentieren, ausgewählte Lebensabschnitte zeigen oder sich auf einzelne Ereignisse beschränken. Nicht selten ist der Beginn einer ›neuen‹ Lebensphase auch ein Anlass zur Erstellung eines Albums. So werden im 19. Jahrhundert, wie auch heute, Fotoalben gerne zur Hochzeit und Familiengründung geschenkt. Sie beginnen mit einem einfachen Foto des verliebten Paares oder dem Foto eines Brautpaares ergänzt um weitere eingeklebte Memorabilien wie getrocknete Blumen etc…
Im 19. Jahrhunderts wurde das Foto des Brautpaares, bedingt durch fototechnische Einschränkungen und noch immer sehr sperriges Equipment, erst nach der Trauung zu einem separaten Termin im Fotoatelier aufgenommen. Bei diesen Hochzeitsfotos handelt sich ausschließlich um vor einer Kulisse inszenierte Porträtaufnahmen. Erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Fotograf/innen deutlich mobiler und nach und nach auch zu Hochzeiten eingeladen.
Das heute traditionelle weiße Brautkleid findet in allen Bevölkerungsschichten erst ab den 1920er Jahren Verbreitung. Zuvor konnten sich nur wenige Frauen ein speziell für die Hochzeit erworbenes feines Kleid leisten. Weiße Kleider die zudem Reinheit und sexuelle Unberührtheit symbolisierten wurden trug vor allem die modische Braut aus Stadt, auf dem Land trug sie lange Zeit auch schwarz.
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts nehmen Hochzeitsfotografien auch immer mehr dokumentarischen Charakter an. Aufnahmen der Trauung im Standesamt, des Festessens und der anschließenden Feierlichkeiten finden sich in den Alben. Es folgen Bilder der ersten Kinder, des gemeinsamen Urlaubs etc.. Nur Bilder von Scheidungen scheint es nicht zu geben. War der Unmut über die angetraute Person jedoch irgendwann so groß, das auch ihr Abbild aus dem Album und so symbolisch auch die Erinnerung an sie entfernt werden sollte, behalf man sich mit Schere oder Stift.