Reisealben – Urlaub zur NS-Zeit
Auch wenn das Reisen für die meisten Menschen erst nach dem 2. Weltkrieg und dem ›Wirtschaftswunder‹ erschwinglich wird, lassen sich einige wenige Reisealben aus der Zeit des Nationalsozialismus in den Regalen von akg-images finden. Es sind jedoch weniger als 15% aller Deutschen, die sich in der Zwischenkriegszeit eine Urlaubsreise von mindestens fünf Tagen leisten können.
Propagandabilder der Organisation ›Kraft durch Freude‹ (KdF) suggerieren etwas anderes.
Der Anspruch der NS-Freizeitorganisation KdF bestand darin allen deutschen Werktätigen einen Erholungsurlaub zu ermöglichen. Die Arbeiterreisen der KdF, meist Kurz- und Sonntagsfahrten etwa nach Rothenburg ob der Tauber, an den Bodensee, in den Harz oder nach München sowie Hochseefahrten nach Norwegen, Italien und Madeira waren beliebt und häufig ausgebucht. Die Preise für eine dieser Kreuzfahrten lag mit 120 Reichsmark jedoch über dem durchschnittlichen Monatseinkommen eines Arbeiters, das in etwa 150 Reichsmark entsprach. Tatsächlich waren nur kaum mehr als ein Drittel der KdF-Reisenden Arbeiter. Die Mittelschicht hingegen war auf den Reisen stark überrepräsentiert, wenn auch offiziell gar nicht teilnahmeberechtigt.
Dass diese besonderen Erlebnisse des Reisens, vor allem die des individuellen Reisens, überaus detailliert und genau in Alben aufgearbeitet worden sind, lässt sich auch am Beispiel des vorliegenden Albums deutlich erkennen. Die eigenen Fotografien werden mit zugekauften Bildern in Form von Postkarten, Ausschnitten aus Prospekten und andere Memorabilien, sowie persönlichen Notizen und Kommentaren ergänzt. Diesem Album liegt darüber hinaus eine handschriftliche Auflistung aller zwischen 1921 und 1946 getätigten Ausflüge und Reisen bei.