Von der „Fußlümmelei“ zur Popkultur
Dass der ursprünglich aus England stammende Fußball Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland erst noch um seine gesellschaftliche Anerkennung ringen musste und sich gegenüber dem Turnen als der vorherrschenden Form der körperlichen Ertüchtigung in Schule und Militär durchzusetzen hatte, ist heute nur noch schwer vorstellbar. Heute ist der Fußball zu einem Massenphänomen geworden. Fußball schweißt zusammen, stiftet Identität und begeistert schnell alle Altersgruppen.
Vor allem zu WM-Zeiten scheint es heute kaum mehr möglich, dem Fußball zu entfliehen. In jeder Kneipe, im Späti, zu Hause auf dem Sofa und auch in den Parks wird mit Freunden, mit der Familie, der Fangemeinde und mit anderen Sportbegeisterten der Spielverlauf über den Bildschirm verfolgt. Fotografien von vollen Zuschauerrängen in Stadien, Menschen mit Fanartikeln behangen und einem Bier in der Hand, die Hymne des favorisierten Vereins singend, prägen ebenso wie die Aufnahmen dramatischer Spielszenen, emotionaler Ausbrüche der Spieler, wie auch die Porträts der zu Helden/Popstars avancierten Fußballer, etwa auf Sammelkarten, das Bild des modernen Fußballs.
Ganz unabhängig von ihrer jeweiligen Leidenschaft für den Fußball, weckten die erst kürzlich in unsere Datenbank aufgenommenen, historischen Pressebilder vorwiegend deutscher (Berliner) Fußballspiele in unserem Team Begeisterung.
Die Entwicklung der Pressefotografie in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh., besonders die der Sportfotografie, ist stark von technischen Neuerungen geprägt. Erst mit erheblicher Verkürzung der Belichtungszeit, sowie kleinen mobilen Kameras wird es den Bildberichterstattern möglich, schnelle Bewegungen des Spielablaufs festzuhalten. Es entstehen Schnappschüsse mit spektakulären Motiven diverser scheinbar fliegender Mensch-Ball-Skulpturen. In den 1920er Jahren gewinnt die Bildberichterstattung auch in der Tagespresse an Bedeutung und das Verlangen nach Sportfotos geht einher mit der wachsenden Anzahl etablierter Sportzeitungen und Magazinen. Die teilweise noch auf den Bildern zu erkennende Retusche lässt heute Rückschlüsse auf ihre damalige Verwendung als Pressebilder zu und macht einen Teil ihres Reizes aus.