Fotoalbum im Bild. Requisit oder Zeichen der Erinnerung.
Ende des 19. Jahrhunderts konnten große Fotografen, wie etwa Napoleon Sarony (1821-1896), in der Ausstattung ihrer Ateliers bald mit denen der Theaterbühnen konkurrieren. Diverse szenische Hintergründe bürgerlicher Salons oder gemalte Landschaftskulissen wurden mit opulenten Gardinen, Teppichen, Bühnenmöbeln unterschiedlichster Stilepochen, Säulen, Balustraden und Pflanzen ausgeschmückt. Blumensträuße, Hüte, Bücher, Reifen, Puppen und andere Spielzeuge dienten als Requisiten. Die Inszenierung im Bild und somit auch die Wahl des entsprechenden Requisits waren wesentlich für diese Form der Selbstdarstellung.
Einige Bilder der Zeit zeigen Porträtierte beim Betrachten einer Fotografie oder einer Daguerreotypie, die sie, in ihrem Schoss liegend, in Richtung Kamera hielten. Welche Bedeutung und Funktion hatten diese Fotografien? Dienen sie als Zeugnis für das Gedenken der auf der Fotografie, für den Betrachter nur bedingt erkennbaren, abgebildeten Person? Das Bild im Bild ermöglichte die visuelle Präsenz anderenfalls Abwesender. Neben dem Andenken an den womöglich Verstorbenen lenkte es auch die Aufmerksamkeit auf das Foto als ein Objekt der Erinnerung und dessen tröstliche Eigenschaften.
Vor allem in der privaten Fotografie spielt der Erinnerungswert eine wichtige Rolle, so ist auch das Fotoalbum ein zentraler Gegenstand dieser Erinnerungskultur.
Ob das Fotoalbum als Requisit im Atelier des Fotografen diese Funktion hatte und so die Erinnerung ganzer Familiendynastien verbildlicht, oder es nur als Armstütze eines nicht still stehenden Kleinkinder diente, bleibt der Interpretation des Betrachter überlassen.