Mit der Hochbahn durch die Straßen und Häuser Berlins
Ein Foto, das eigentlich jeder Berliner kennt: Der Hausdurchbruch Dennewitzstraße Ecke Bülowstraße für die Hochbahn. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, da das Haus 1945 bei einem Bombenangriff zerstört wurde.
1902 ging die erste Hochbahnstrecke Berlins in Betrieb – am Jahresende mit 10,1 km Länge und elf oberirdischen sowie drei unterirdischen Bahnhöfen. Sie führte von der Warschauer Brücke zum Knie (heute Ernst-Reuter-Platz) mit Abstecher zum Potsdamer Platz.
Um die Trasse realisieren zu können, musste die Hochbahngesellschaft das Grundstück in der Dennewitzstraße kaufen, entfernte Teile von drei Etagen des Hauses und baute die Hochbahntrasse durch das Haus hindurch. Unter der Bahn entstand die “Akademische Bierstube”.
Als ich ein Foto in unserem Bestand entdeckte, das zeigte, wie die Öffnung 1896 in das schon fertige Haus gebaut wurde, recherchierte ich etwas, bis ich die obigen Informationen zusammen hatte. Bislang war ich immer davon ausgegangen, dass Haus und Hochbahn zusammen entstanden und nicht, dass die Bahn erst später kam und das Haus aufwändig umgebaut werden musste.
Das Motiv wurde zu einer beliebten Postkartenaufnahme des beginnenden 20. Jahrhunderts und wurde von Berlin aus in die ganze Welt geschickt. Ob die Berliner sich damals der Schönheit dieser Aufnahme und ihrer Stadt bewusst waren? Heute klafft eine Baulücke an dieser Stelle, dichter Verkehr bestimmt das Geschehen, die Gegend um die Hochbahn hat im Krieg schlimm gelitten, vom alten Glanz ist kaum etwas übrig, die Hochbahn wurde wieder aufgebaut, durch die Teilung Berlins verlor sie jedoch wieder an Bedeutung und war von 1972 bis 1993 stillgelegt, im Bahnhof Bülowstraße entstand der türkische Basar, ein Flohmarkt mit alten U-Bahnwagen, von Bülowstraße bis zur nächsten Station Nollendorfplatz fuhr die letzte Westberliner Straßenbahn – auf den Hochbahngleisen – nachdem die regulär verkehrende Straßenbahn schon lange der autogerechten Stadt gewichen war. Ganz dunkel glaube ich mich zu erinnern, als Kind damit einmal gefahren zu sein, und auch im türkischen Basar war ich einmal.
Auf einem anderen Teilstück der Hochbahn entstand in den frühen 80er Jahren ein Teilstück der Magnetbahn, doch dazu ein anderes Mal mehr.
Jedenfalls wurde als Kind nichts aus dem Besuch des Hauses, durch das die U-Bahn fährt, obwohl ich es mir so spannend vorgestellt hatte, nachdem ich dieses Foto sah.