Photomaton – Bilder aus dem Automaten

Ab den 1880er Jahren häuften sich Erfindungen diverser ›Photographischer Porträtautomaten‹. Zu den erfolgreichsten zählt der vom Hamburger Conrad Bernitt erfundene ›Bosco-Automat‹. Nach nur drei Minuten erhielt man eine preisgünstige, kleine, blecherne Fotografie, dessen Rahmen gleichzeitig als Entwicklerschale fungierte. Die spontan entstandenen Momentaufnahmen der meist auf Jahrmärkten und Volksfesten aufgestellten Automaten zeigen die Porträtierten in lustigen Posen und ausgelassener Stimmung.
Alle diese frühen »[…]Bauarten arbeiten im Sinne der Ferrotypie, bedurften menschlicher Hilfestellung und konnten auch in ihren Ergebnissen auf die Dauer nicht befriedigen.« [1] Die kleinen Blechbilder (Ferrotypien/ tintypes) waren dunkel, wenig kontrastreich und ihre Bildschicht schnell von Kratzern übersehen.

“Meine Süße 18.12.1941”. Photomaton 1941.
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Junge Frau. Photomaton um 1940. ©akg-images
Junger Mann mit Hut. Photomaton um 1930.
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“Das Mädchen mit dem kleinen Schwips ist Deine Kusine Herta.” Photomaton um 1928.
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1925 entwickelt Anatol Josepho ein Verfahren ›Photomaton‹, bei dem in einer Fotokabine durch den Einwurf eines 25cent Stücks eine Kamera ausgelöst wird, die automatisch acht Fotografien anfertigt. Das Positiv, der papierene Fotostreifen, war nach nur acht Minuten bereit zur Entnahme. Der erste Automat dieser Art wurde im September 1925 am New Yorker Broadway aufgestellt und war ein voller Erfolg. 1927 verkauft Josepho die Rechte an seiner patentierten Erfindung für rund 1 Millionen US-Dollar an ein Konsortium. Die neu gegründete ›Photomaton Inc.‹ macht es sich zur Aufgabe die Photomatonkabinen weltweit bekannt zu machen. Die erste deutsche ›vollautomatische Photographiermaschine‹ der ›Deutsche Photomaton Akt.-Ges.‹ eröffnete 1929 am Berliner Potsdamer Platz.

Seite eines privaten Fotoalbums mit Familienfotos. Fotografien zwischen 1928-1935.
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Seite eines privaten Fotoalbums mit Familienfotos. Fotografien zwischen 1928-1935.
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Viele der Automatenbildchen wurden mit Grüßen beschrieben. »Das Mädchen mit dem kleinen Schwips ist Deine Kusine Herta.« oder »This is how I looked when I got out of the Hospital. Feb – 10th« liest man auf den Rückseiten der Fotos. Nicht selten wurden die Streifen auseinander geschnitten und Einzelbilder getauscht, verschenkt, verschickt oder in Kombination mit anderen Fotos in Alben geklebt. Ganze Streifen dieser Fotografien sind heute kaum noch erhalten.

“This is how I looked when I got out of the Hospital. Feb – 10th” Photomaton um 1928. ©akg-images
Fußnoten:
  • [1] Stenger, Erich. 1950. Siegeszug der Photographie in Kultur, Wissenschaft, Technik. Seebruck am Chiemsee: Heering-Verlag. S.33