Fotoalbum ›Reichsarbeitsdienst‹
Vor mir liegt ein querformatiges Album mit braunem Einband. Die Albenseiten sind mit kleinen Schwarzweißfotografien beklebt. Bildunterschriften gibt es keine. Kein Datum, kein Ort, keine Namen. Die Fotos zeigen wenig Privates. Zu sehen sind vor allem junge Männer in Uniformen, auf Gruppenbildern wie als Einzelporträts, beim Appell wie bei der Arbeit. Daneben Innen- und Außenansichten einer Kaserne.
Nur auf einem Foto sitzen und stehen die jungen Männer um einen Tisch herum, sie lesen, schreiben und musizieren. Zwei von Ihnen spielen Akkordeon. Neben dieser Momentaufnahme sind es mehr noch die ebenfalls im Album eingeklebten Zeichnungen, die persönliche Eindrücke und Erfahrungen wiedergeben. Sie kommentieren das Erlebte mit kurzen Anekdoten: »d..d…d…d..da lacht der Kerl noch. Außerplanmäßiger Truppführer Schröder.«
Hin und wieder sind auf den Fotografien Flaggen ›Mit Spaten und Ähre‹ und Hakenkreuzen zu erkennen. Sie, sowie Zeichen und Schnitt der Uniformen der Männer deuten darauf hin, dass es sich hier um Aufnahmen des zur Zeit des Nationalsozialismus eingeführten Reichsarbeitsdienst handelt. Der Reichsarbeitsdienst war ein 1935 eingeführter, halbjährlicher, verpflichtender Arbeitsdienst des NS-Regimes. Vermutlich sind die Fotografien 1941 aufgenommen worden. Das, auf den Zeichnungen zu lesende Kürzel »Jan. 41 MR« legt diese Vermutung nahe.
Wer fotografiert hat, ob Fotograf und Zeichner eine Person waren und Fotosund Zeichnungen zeitgleich entstanden sind, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Vielleicht wurde das Album auch erst nach dem Krieg zusammengestellt.
Fußnoten:
- [1] Für Männer zwischen 18-35 Jahren. Für Frauen wurde der Dienst erst mit Beginn des 2.WW zur Pflicht. Im Oktober 1939 betrug etwa die RAD-Gesamtstärke 50.000 Personen.