Vom Einsteck- zum Klebealbum

Gegenüber den etablierten und standardisierten ›viktorianischen‹ Einsteckalben des 19. Jahrhunderts, die vor allem als Prunkstücke familiärer Repräsentation dienen, entwickelt sich das Album im 20. Jahrhundert zu einem wesentlich individueller gestalteten Objekt.

Aufgeschlagenes Fotoalbum mit Carte de Visite Kulissenfenstern, um 1910. ©akg-images
Albumeinband, um 1910. ©akg-images
Leere Doppelseite eines Postkartenalbums, um 1900. ©akg-images

In diesen ›neuen‹ Alben werden die Fotografien nun mit Hilfe von Fotoecken auf den einfarbigen Kartonseiten befestigt oder direkt auf die Seiten geklebt. Mit dem technischen Fortschritt ist es jetzt auch dem Amateur möglich, seine Eindrücke im Bild festzuhalten und diese im Album zu versammeln.

Albumseite mit Fotos und einigen farbigen Illustrationen, handschriftlich bezeichnet, 1937. Fotograf unbekannt. ©akg-images
Albumseite mit Amateurfotos und einem getrockneten Edelweiß. Album um 1925. ©akg-images
Albumseite mit Amateurfotos. Album um 1925. ©akg-images

Häufig finden sich in den Alben neben  eigenen Fotografien auch gekaufte Bilder etwa in Form von Postkarten, dann  persönliche Notizen, Kommentare, eingezeichnete Routen oder eingeklebte Tickets. Das Fotoalbum wird zu einer Art Scrapbook, einem Medium des ›intermedialen‹ Sammelns. Es ermöglicht nun eine umfangreichere und komplexere Darstellung des Erlebten. Fällt es in den frühen Alben nicht auf, wenn ein Foto verschoben oder aus dem Album entfernt wird, so hinterlässt das eingeklebte, erst nachträglich entfernte Foto eine Spur. Einschnitte in die Familiengeschichte werden im wörtlichen Sinne im Album sichtbar.

Doppelseite eines aufgeschlagenen Album mit Spuren der entfernten Fotografien. Album um 1920. ©akg-images.
Albumseite mit Spuren von herrausgerissenen Fotografien. Album um 1941. ©akg-images
Aufgeschlagene Albumseite mit einem beschnittenem Foto. Album um 1930. ©akg-images