Vom Einsteck- zum Klebealbum
Gegenüber den etablierten und standardisierten ›viktorianischen‹ Einsteckalben des 19. Jahrhunderts, die vor allem als Prunkstücke familiärer Repräsentation dienen, entwickelt sich das Album im 20. Jahrhundert zu einem wesentlich individueller gestalteten Objekt.
In diesen ›neuen‹ Alben werden die Fotografien nun mit Hilfe von Fotoecken auf den einfarbigen Kartonseiten befestigt oder direkt auf die Seiten geklebt. Mit dem technischen Fortschritt ist es jetzt auch dem Amateur möglich, seine Eindrücke im Bild festzuhalten und diese im Album zu versammeln.
Häufig finden sich in den Alben neben eigenen Fotografien auch gekaufte Bilder etwa in Form von Postkarten, dann persönliche Notizen, Kommentare, eingezeichnete Routen oder eingeklebte Tickets. Das Fotoalbum wird zu einer Art Scrapbook, einem Medium des ›intermedialen‹ Sammelns. Es ermöglicht nun eine umfangreichere und komplexere Darstellung des Erlebten. Fällt es in den frühen Alben nicht auf, wenn ein Foto verschoben oder aus dem Album entfernt wird, so hinterlässt das eingeklebte, erst nachträglich entfernte Foto eine Spur. Einschnitte in die Familiengeschichte werden im wörtlichen Sinne im Album sichtbar.