“Wetter schön, Unterkunft gut, Essen prima, sonnige Grüße” – Ansichtskarten aus Riesen- und Isergebirge.

Schneekoppe im Riesengebirge. Ansichtskarte, gelaufen von Schneekoppe nach Eberswalde am 18.06.1907 (Ottmar Zieher, München) ©akg-images

Heute erreicht der per Messenger Dienst verschickte digitale Bildergruß aus dem Urlaub die Daheimgebliebenen schon in Sekundenschnelle. Dennoch schickt jeder zweite Deutsche [55%] immer noch eine Ansichtskarte aus dem Urlaub und wir freuen uns, wenn sich zwischen Rechnungen und Werbung auch eine Karte mit Grüßen von Freunden oder Familie im Briefkasten wiederfindet.

Schneekoppe vom Brunnberg (tschech. Studnicní hora) aus gesehen. Fotopostkarte, um 1920 (Fotograf unbekannt) ©akg-images
Ansicht der Bergkuppe der “Kapelle”. Fotopostkarte, gelaufen am 09.02.1929 (O. Blau). ©akg-images
Prinz-Heinrich-Baude. Fotopostkarte, gelaufen am 12.02.1925 (Rübezahl Kunstverlag Höckendorf & Co., Hirschberg). ©akg-images
Blick von der Schneekoppe in den Riesengrund. Fotopostkarte, um 1920 (Fotograf unbekannt). ©akg-images

Um die Jahrhundertwende war die Postkarte das Kommunikationsmedium zum raschen Austausch von Informationen, bei bis zu dreifach täglichen Postzustellungen in den Großstädten. Terminliche Absprachen, Kurzmitteilungen und Grüße konnten so einfach übermittelt werden. Preiswertes Porto und ein formelhaftes Schreiben begünstigten den Erfolg der Postkarte.
Von der ›Correspondenz-Karte‹, dem Vorläufer der heutigen Ansichtskarte wurden in Berlin am Tag ihrer Einführung, dem 25. Juni 1870 bereits 45.000 Exemplare verkauft. Schnell entwickelte sich das offene Schriftstück [verso: Adressvordruck, recto: Platz für Mitteilungen] zu einem populären Bildträger weiter. In den 1880er Jahren wurde die Anschriftenseite der Postkarte bereits mit kleinen Zeichnungen oder gedruckten Bildern versehen und mit der Teilung der Adressseite 1905 [links: Mitteilungen, rechts: Anschrift] bestand nun die Möglichkeit, die Rückseite der Karte vollständig mit Bildern zu bedrucken. Farbig bedruckte Ansichtskarten erfreuten sich besonderer Beliebtheit. Viele Milliarden wurden hergestellt, verkauft und verschickt, sodass man damals schon von einer ›Bilderflut‹ sprach.

Doppelseite des Postkartenalbums “Riesen- und Isergebirge”. ©akg-images

Eine Berliner Familie konnte in der Zeit von 1920-1945 ein ganzes Album allein mit Ansichtskarten des Riesen- und Isergebirges füllen. Die Karten sind mit Naturansichten der Berglandschaft und vielen der für das Riesengebirge typischen Bergbauden bedruckt. Ein Großteil ist handschriftlich beschrieben und teilweise mit Pfeilen und Notizen versehen, wie zum Beispiel „unser Zimmer“ oder „in d. Kapelle war ich heut morgen“. Vor allem bei Berlinern war das Riesengebirge als Reiseziel im Sommer wie im Winter beliebt. Es gab Direktverbindungen von Berlin nach Schreiberhau. Auch heute sind noch einige der zahlreichen Familienvillen Berliner Fabrikanten erhalten. Die im heutigen Tschechien und Polen liegenden Landschaften sind nach wie vor ein beliebtes Urlaubsziel und Motiv vieler Ansichtskarten.

Ansicht des Villenteils des Ortes Schreiberhau (pol. Szklarska Poreba) im Riesengebirge. Postkarte, handschriftlich bezeichnet, gelaufen am 18.01.1927 (Rübezahl- Kunstverlag Höckendorf & Co., Hirschberg). ©akg-images