Photographisches Atelier – Schreiber & Ochs
Nicht nur der visuelle Inhalt eines Fotos, sondern auch das Foto als Objekt an sich kann heute aufschlussreich sein. Mit der Aufkaschierung der hauchdünnen Albuminpapierabzüge auf Karton wurde das Bedrucken beider Seiten möglich. Auf der Vorderseite wurde das Foto entweder in farbige oder goldene Rahmen gefasst und unterhalb mit dem Namen des Fotografen sowie dessen Anschrift versehen. Umseitig sind die Bilder mit möglichen Auszeichnungen, sowie anderen kunstfertigen Besonderheiten bedruckt. Heute lässt sich mit Hilfe dieser Merkmale vergleichsweise einfach der Werdegang eines Fotografen nachvollziehen und die Bilder entsprechend datieren.
So auch die des Gründers des wohl ältesten Fotoateliers in Frankfurt (Oder): Carl Louis Alexander Schreiber (1815 – 1870) eröffnete 1851 sein Fotostudio am Wilhelmsplatz 5, zu dem er nach einer kurzzeitigen Zusammenarbeit mit dem Fotografen Ferdinand Wilde – ‚Schreiber & Wilde‘ – 1860 zurückkehrte. Die Lage des Ateliers am Wilhelmsplatz erwies sich als äußerst lukrativ, sodass sich Schreiber in einem der neu entstandenen Hintergebäude ein Tageslichtatelier erbauen ließ, um nun nicht mehr allein im Freien fotografieren zu müssen.
Nach seiner Scheidung 1865 (Tod um 1870?) führt seine Frau Louise Schreiber das Atelier allein weiter. 1871 wird Robert Ochs offizieller Mitinhaber der nun unter dem Namen ‚Schreiber & Ochs‘ beworbenen Firma. Durch den Ausbau des Ateliers 1875 und die Anschaffung neuester Technik bleibt ‚Schreiber & Ochs‘ lange weiterhin die erste Adresse in Frankfurt Oder. Bis zirka 1882 führte Ochs zusammen mit den Töchtern der verstorbenen Louise Schreiber das Atelier weiter, um dann direkt gegenüber am Wilhelmsplatz 14 sein eigenes Atelier zu eröffnen.
Die Zahl der in der Stadt ansässigen Fotografen stieg zunehmend. Die große Konkurrenz zwang die Schwestern nach kurzer Fusion – ‚Schreiber & Schmidt‘ – 1890 zum Verkauf des Studios.[1]
Fußnoten:
- [1] Targiel, Ralf-Rüdiger. 2012. In Stereo, Frankfurt an der Oder im Jahr 1876. Stadtarchiv Frankfurt (Oder). Aufgerufen am 12.09.2019. http://www.stadtarchiv-ffo.de/bes_ang/histkal/2013/frankfurt_oder_2013.pdf