Telefone – nur echt mit Wählscheibe

Telefone…hatten mich früher nie interessiert, nur wenn ich jemanden anrufen wollte und natürlich als Kind vorher meine Eltern fragen musste. Das grüne Gerät im Flur, später dann weinrot mit Tasten, illegal angeschlossen von einem Bekannten, die Post wusste davon nichts, Tastentelefone kosteten mehr Miete, das hätte Ärger geben können…


Meine Oma hatte ein schwarzes mit Gabel, das sie in die neue Wohnung nicht mitnehmen durfte, die Post hat es ihr nicht erlaubt. Das Gerät wurde sicherlich verschrottet, es waren die 80er Jahre, Volksempfänger landeten auf dem Sperrmüll, Altbauten wurden abgerissen, was der Krieg verschont hat, war spätestens in den 70ern und 80ern fällig und verschwand.
1995 erinnerte ich mich an dieses Telefon, meine Oma war da sechs Jahre tot. Das Postmonopol war gefallen, nun war die Telekom zuständig bis zur Telefondose, Telefonapparate kaufte man fortan selbst…und verkaufte sie auch wieder, wenn man wollte…z.B. auf dem Flohmarkt. Und genau da kaufte ich für 12 DM mein erstes Bakelittelefon, ein W49, als Wand- und Tischapparat einzusetzen.


Am nächsten Wochenende konnte ich zwei Bakelittelefone aus der DDR preiswert bekommen, die hatten dann Glasglocken, weil Metall nach dem Krieg knapp war. Damit waren es schon drei Stück. Und heute sind es ca. 70, die im Keller in Kisten schlummern, nicht eines doppelt, jedenfalls nicht für den Kenner, für den Laien sind sie fast alle schwarz und haben eine Wählscheibe, damit sind sie “alle gleich”. Auch wenn das Modell “Weltruf” von Mix & Genest nicht mal ansatzweise einem ZBSA24 ähnelt.
Sicherlich gibt es mehr Radiosammler als Telefonsammler, ein Telefon kann man nicht ein- und wieder ausschalten und zwischendurch einfach laufen lassen, man benutzt es, wenn man es braucht und wartet darauf, dass jemand anruft, dass das eine mal heller, das andere dunkler, mal kräftiger, mal zarter mit seinen Metallglocken “läutet”, oder mit Glasglocken rappelt. Es verbindet. Und wie bei Briefmarken oder Münzen gibt es auch besondere Farben, die ein Gerät dann unheimlich selten und teilweise auch wertvoll machen.


Eines meiner schönsten Modelle ist das ZBSA08 (Titelbild), ein Modell, das ab 1908 gebaut wurde, ohne Wählscheibe, es verband damals noch das Fräulein vom Amt. Um1929 wurden die Geräte dann umgebaut und mit einem vorgesetzten Nummernschalter versehen, sodass man im sich im Ortsverkehr ab jetzt selber mit dem gewünschten Teilnehmer selbst verbinden konnte. Geplante Obsoleszenz gab es da noch nicht. 1929 so umgebaut funktioniert das Gerät noch heute!

Aus “Fasse Dich kurz” wurde “Ruf doch mal an”. Und aus dem Telephon wurde inzwischen das Hardphone  als Gerät bzw. das Softphone als Computerprogramm.